„Die Suche nach Neuland ist wie der Prozess ja das Faszinierende bei jeder Kreativität.“
Leo Breuer, 1973
Leo Breuers künstlerisches Werk umspannt sechs Jahrzehnte, von den 1920ern bis in die späten 70er Jahre, und führt in kompromissloser Fortentwicklung vom Figürlichen zu immer neuen Möglichkeiten der Abstraktion.
In den 1920er und 30er Jahren schuf er mit Bildern wie dem „Kohlenmann“ Ikonen der Neuen Sachlichkeit. Der Beginn der Nationalsozialistischen Diktatur und der Zweite Weltkrieg bedeuteten für Breuer Flucht, Leben im Untergrund, Verhaftung, Internierung in Frankreich und den Verlust eines wesentlichen Teils seines Frühwerks.
Schon während dieser Jahre begann für Leo Breuer der künstlerische Aufbruch zur Abstraktion. Die Themen gehören in den Bereich von Mensch und Figur - männlich-weiblich, Kommunikation, Anziehung, Harmonie, Streit – die Mittel der Darstellung aber sind zunehmend abstrahierende Linien und Formen. Von Beginn an spielen Farben, Farbharmonien und Farbkontraste eine wesentliche Rolle.
Im Paris der Nachkriegszeit wird Leo Breuer zu einer zentralen Figur der Réalités Nouvelles, jener Künstlergruppe, die die neuen Formen abstrakter Malerei in Frankreich entscheidend vorantreibt und die Nachkriegsmoderne damit nachhaltig prägt.
Mit Ateliers in Bonn und Paris ist Breuer ab 1953 ein Wanderer zwischen den Kunstszenen in Frankreich und dem Rheinland. An beiden Orten ist er mit den Künstlerkollegen weit vernetzt. Seine abstrakte Malerei treibt Breuer auf ganz eigenständigem Weg konsequent voran. Rhythmus und Bewegung, Farbakkorde und Raumwirkung allein durch Farbe werden bestimmende Elemente seiner Arbeiten. Im Spätwerk führt er sie über die Fläche hinaus zu geometrischen Reliefs, die im Blick des Betrachters voller Bewegung scheinen.
Leo Breuer trieben keine Dogmen des Konstruktiven, keine Manifeste, kein mathematisches Kalkül sondern die stetige Suche nach dem Wesentlichen hinter den Dingen und nach neuen Lösungen und Möglichkeiten es in seiner Kunst auszudrücken.
„Ich bin kein Purist. Ich könnte den Konstruktivismus auch trockener machen, aber ich weise das Poetische nicht ab.“
Leo Breuer, 1969